WALDGARTENSYSTEME

DIE KOMBINATION VON NATURSCHUTZ, gartenbau und LANDWIRTSCHAFT als vielfältige Anbauweise

Waldgärten können einen großen Beitrag zur biologischen Vielfalt leisten. Ziel des Projektes WASYS (Waldgartensysteme als insektenfördernde, landwirtschaftliche Produktionsmethode ‒ Insektenlebensräume und Strukturvielfalt in der Agrarlandschaft schaffen) ist es, verschiedene Waldgartensysteme modellhaft zu testen und sie dann großflächig als landwirtschaftliche Produktionssysteme zum Schutz und zur Erhöhung der Insektenvielfalt zu etablieren.

  • Naturschutz, Landwirtschaft und Gartenbau kombinieren und damit zu Arten-, Klima- und Bodenschutz sowie zu einer ganzheitlichen Ernährung beitragen? Das ist mit der Anlage von Waldgartensystemen möglich. Waldgartensysteme als Anbauweise verbinden das Wissen aus der Forstwirtschaft, der Landwirtschaft, dem Gartenbau sowie dem Naturschutz. Sie basieren auf der Anlage von standortangepassten, klimaresilienten und fruchttragenden Bäumen, Sträuchern und mehrjährigen Pflanzen. Mit ihren verschiedenen Vegetationsschichten beherbergen sie somit eine Vielzahl an Pflanzen- und Tierarten,
    insbesondere Insekten. Derzeit existierende konventionelle Landwirtschaftsflächen,
    die vor allem durch wenig strukturierte Monokulturen geprägt und artenarm sind, könnten mit dieser Anbaumethode in insektenreiche, naturnahe und produktive Waldgartensysteme umgestaltet werden, zur Produktion von Nahrungsmitteln und zur
    Schaffung von vielfältigen Lebensräumen.

    Damit grenzen sie sich von anderen Landwirtschafts- und Agroforstsystemen vor allem durch ihre biologische Widerstandsfähigkeit, ihre hohe Flächenproduktivität, ihre geringe Pflegeintensität und durch den Verzicht auf Ackergifte, organische Düngung und Bodenbearbeitung ab. Sie bringen viele ökologische Vorteile auf den Acker: verbessertes Mikroklima, Umverteilung von Nährstoffen aus tiefen Bodenschichten, Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit, Aufwertung von Grenzertragsstandorten und natürliche Schädlingsregulierung.

  • Um Waldgartensysteme wissenschaftlich hinsichtlich Insektendiversität, Klimaresilienz und Wirtschaftlichkeit zu untersuchen, legt der STATTwerke e.V. unter der Leitung von Stephan Lehmann und durch Förderung des Bundesprogramms Biologische Vielfalt fünf verschiedene Waldgartenproduktionsmethoden in Kyritz, Barenthin und Kolrep in Brandenburg auf einer Fläche von zwölf Hektar an. Untersucht wird die Artenvielfalt ausgewählter Insektengruppen wie Ameisen, Laufkäfer und Tagfalter bezüglich ihrer Anzahl und Häufigkeit – und zwar in den unterschiedlichen Produktionsmethoden
    und in ihrer Unterscheidung zu einer konventionell bewirtschafteten Probefläche. Dabei wird der zeitliche Verlauf beginnend ab der Pflanzung über die Etablierungsphase bis zur Ertragsphase (ab dem fünften Jahr) betrachtet. Außerdem werden die fünf Produktionsmethoden hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit gegenübergestellt und untersucht. Nach der Etablierung soll die hohe Produktionsleistung des Systems Waldgarten langfristig nachgewiesen werden und auch ein Bildungsangebot entstehen, das zum Nachahmen anregt.

  • Die praktische Umsetzung ist abhängig von verschiedenen Faktoren wie Betriebsziel, Betriebsgröße und standörtliche Begebenheiten und kann für jeden Betrieb individuell variieren. Generell gliedern wir im Vorhaben in drei Pflanzphasen:
    - 1. Jahr: Pflanzung von Hauptbaumarten.
    - 2. Jahr: Pflanzung von Sträuchern.
    - 3. Jahr: Pflanzung von mehrjährigem
    Gemüse und Kletterpflanzen.
    Ziel ist ein Bestand mit möglichst vielen südwestwärts gerichteteten Waldrandzonen. Waldgärten sollten in Zukunft aus Gründen des Ressourcen-, Natur- und Klimaschutzes elementarer Bestandteil einer diversen Kulturlandschaft werden. Dazu bedarf es allerdings der Änderung einer Vielzahl von rechtlichen Vorgaben.

    Das Zukunftspotential von Waldgartensystemen ist riesig. Waldgartensysteme
    gehen viele der aktuellen und akuten Probleme wie Biodiversitätsverlust, Klimakrise, Bodenverarmung und Ressourcenabfluss aus dem ländlichen Raum (Stichwort regionale Wertschöpfung) umfassend an. Sie sind damit zukunftsweisend für die Landwirtschaft und die Landbevölkerung. Wenn wir also davon ausgehen, dass die jetzigen Anbausysteme diese Problematiken nicht lösen und damit in Zukunft nicht ertragsfähig sind, lohnt sich die Anfangsinvestition in Waldgärten zur zukünftigen Ernährungssicherung in jedem Fall!